Flächenaufteilung

Redaktion
9 Min. Lesezeit

📌 Definition:

Die Flächenaufteilung beschreibt die systematische Unterteilung einer Immobilie in verschiedene Flächenarten wie Wohnfläche, Nutzfläche, Verkehrsfläche und Gemeinschaftsfläche. Die exakte Flächenaufteilung ist entscheidend für Mietverträge, Nebenkostenabrechnungen, Verkäufe und die Bewertung von Immobilien.


🏡 Bedeutung der Flächenaufteilung in der Immobilienwirtschaft:

Mietrechtlich: Grundlage für die Mietpreisberechnung nach .
Nebenkostenabrechnung: Verteilung der Betriebskosten nach Wohn- oder Nutzfläche.
Verkehrswert: Wichtig für Immobiliengutachten und Finanzierungen.
Kaufvertrag: Klare Flächenangaben schützen vor rechtlichen Streitigkeiten.
Steuerrechtlich: Relevant für AfA (Absetzung für Abnutzung) bei Vermietung.
Teilungserklärung: Grundlage für die Aufteilung einer Immobilie in Eigentumswohnungen.
Baugenehmigung: Voraussetzung für Bauanträge und Nutzungsänderungen.
Förderprogramme: Relevant bei energetischen Sanierungsmaßnahmen.


⚖️ Rechtliche Grundlagen der Flächenaufteilung:

📜 Rechtsgrundlage 📝 Inhalt/Regelung
📜 Wohnflächenverordnung (WoFlV): Maßgeblich für die Berechnung der Wohnfläche in Mietverträgen und WEG.
📜 DIN 277 (Grundflächen und Rauminhalte): Norm für die Berechnung der Nutz- und Verkehrsflächen.
📜 BGB § 556a (Verteilung der Betriebskosten): Umlage der Nebenkosten nach Wohnfläche oder Einheitsschlüssel.
📜 Wohnungseigentumsgesetz (WEG): Grundlage für die Miteigentumsanteile in einer WEG.
📜 BGB § 535 (Mietvertrag): Grundlage für Mietzahlungen basierend auf der Wohnfläche.
📜 EnEV/GEG (Gebäudeenergiegesetz): Flächenangaben sind essenziell für die Energieeffizienzberechnung.
📜 BauNVO (Baunutzungsverordnung): Definition von Geschossfläche (GF), Grundfläche (GRZ), Geschossflächenzahl (GFZ).
📜 Makler- und Bauträgerverordnung (MaBV): Regelungen zur Flächenangabe in Exposés und Kaufverträgen.
📜 Betriebskostenverordnung (BetrKV): Umlagefähige Nebenkosten werden häufig nach Wohnfläche berechnet.
📜 Maß- und Flächenabweichungsrecht: Bei Flächenabweichung über 10 % besteht ein Minderungsrecht (§ 536 BGB).

Tipp: Für Mietwohnungen ist die Wohnflächenverordnung (WoFlV) entscheidend, für Gewerbeimmobilien die DIN 277.


🛡️ Arten der Flächen in der Immobilienwirtschaft:

📌 Flächenart 📝 Beschreibung 📊 Relevant für
🏡 Wohnfläche (WoFl): Fläche, die zu Wohnzwecken genutzt wird (z. B. Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Bad). Mietverträge, Betriebskosten, Verkaufspreis
🧱 Nutzfläche (NF): Alle Flächen, die einem bestimmten Zweck dienen (z. B. Keller, Hobbyräume, Büroflächen). Gewerbemieten, Wertgutachten, Betriebskosten
🏢 Gemeinschaftsfläche: Flächen, die von mehreren Parteien genutzt werden (z. B. Treppenhaus, Flure, Aufzüge, Garten). Hausgeld, Nebenkosten, Teilungserklärung
🛤️ Verkehrsfläche (VF): Flächen, die der Erschließung dienen (z. B. Flure, Treppenhäuser, Aufzüge, Technikräume). Betriebskosten, Bauplanung, Hausgeld
🚗 Funktionsfläche: Technische Räume, Anlagenräume (z. B. Heizungsraum, Lüftungsräume). Hausgeld, Nebenkostenabrechnung
🪟 Fenster- und Balkonflächen: Werden unterschiedlich angerechnet (z. B. Balkon zu 25 % – 50 %). Mietpreis, Wohnflächenberechnung
📊 Miteigentumsanteile (MEA): Anteil an Gemeinschaftseigentum (in der WEG wichtig). Hausgeldverteilung, Stimmrecht in WEG
🏙️ Gesamtfläche: Summe aller Flächenarten eines Gebäudes. Bauplanung, Verkehrswert, Verkaufspreis

Tipp: In der Teilungserklärung ist festgelegt, welche Flächen Sondereigentum, Gemeinschaftseigentum oder Teileigentum sind.


📊 Unterschied zwischen Wohnfläche und Nutzfläche:

🛡️ Kriterium 🏡 Wohnfläche (WoFlV) 🧱 Nutzfläche (DIN 277)
💡 Definition: Fläche, die zu Wohnzwecken dient. Alle Flächen, die einem Nutzungszweck dienen.
📜 Rechtsgrundlage: Wohnflächenverordnung (WoFlV) DIN 277 (Norm für Gewerbeflächen)
🏠 Eingerechnete Räume: Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Bad, Flur Lager, Büros, Verkaufsräume, Hobbyräume, Technikräume
🚪 Nicht angerechnet: Keller, Heizungsräume, Abstellräume außerhalb der Wohnung Verkehrsflächen, technische Funktionsflächen
🪟 Balkone, Terrassen: 25 % – 50 % der Fläche je nach Ausgestaltung Nicht zur Nutzfläche zählend, wenn ohne Zweckbezug
🏡 Kellerflächen: Nur, wenn sie wohnraumnah genutzt werden Immer Teil der Nutzfläche
📊 Dachschrägen: Nur ab 1,0 m Höhe (50 % von 1,0 bis 2,0 m) Nach DIN 277: voll anrechenbar
🛋️ Wintergärten: Zu 50 % (unbeheizt) oder 100 % (beheizt) Immer Teil der Nutzfläche
📈 Relevanz: Mietpreis, Nebenkosten, Hausgeld Gewerbemieten, Immobilienbewertung, Hausgeld

Tipp: Für Wohnimmobilien gilt die Wohnflächenverordnung (WoFlV), für Gewerbeimmobilien die DIN 277.


🧮 Beispiel: Wohnflächenberechnung nach WoFlV (100 m² Wohnung):

🏡 Raumart 📐 Grundfläche (m²) 📏 Anrechnungsfaktor 💡 Wohnfläche (m²)
🛋️ Wohnzimmer 20,00 100 % 20,00
🛏️ Schlafzimmer 15,00 100 % 15,00
🍽️ Küche 10,00 100 % 10,00
🚿 Bad 7,00 100 % 7,00
🚪 Flur 8,00 100 % 8,00
🪟 Balkon 10,00 50 % 5,00
🪴 Terrasse 8,00 25 % 2,00
🧱 Kellerraum 10,00 0 % 0,00
🏠 Dachschräge (15 m²): 15,00 50 % (1–2 m Höhe) 7,50

Gesamtwohnfläche: 74,50 m²


🧮 Beispiel: Nutzflächenberechnung nach DIN 277 (100 m² Gesamtfläche):

🏢 Flächenart 📐 Grundfläche (m²) 📏 Anrechnungsfaktor 🧱 Nutzfläche (m²)
🛋️ Wohnräume (Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Bad, Flur) 60,00 100 % 60,00
🪟 Balkon (ohne direkten Nutzungszweck) 10,00 0 % 0,00
🧱 Keller/Hobbyraum 15,00 100 % 15,00
🛠️ Heizungsraum 5,00 100 % 5,00
🛤️ Treppenhaus/Flur 10,00 0 % (Verkehrsfläche) 0,00
🚘 Garage 10,00 100 % 10,00

Gesamtnutzfläche: 90,00 m²


📊 Mögliche Abweichungen zwischen Wohn- und Nutzfläche:

⚠️ Ursache der Abweichung 💡 Auswirkung
📏 Unterschiedliche Normen (WoFlV vs. DIN 277): DIN 277 rechnet mehr Flächen ein als WoFlV.
🪟 Balkone und Terrassen: Nach WoFlV nur 25–50 %, nach DIN 277 meist 0 %.
🏠 Dachschrägen: WoFlV: Flächen unter 2 m Höhe teilweise abzugsfähig.
🚪 Kellerräume: Nach WoFlV meist keine Wohnfläche, aber Nutzfläche.
🛤️ Verkehrsflächen: Nach DIN 277 eigene Kategorie, nach WoFlV nicht enthalten.
🛠️ Technikräume: Nach DIN 277 als Funktionsfläche, nach WoFlV nicht anrechenbar.

Tipp: Bei Gewerbeobjekten ist die DIN 277 Standard, bei Wohnimmobilien die WoFlV.


⚠️ Rechtliche Folgen bei falscher Flächenangabe:

Fall ⚖️ Rechtsfolgen
📉 Flächenabweichung >10 %: Mieter kann die Miete mindern (§ 536 BGB).
📜 Falsche Flächenangabe im Mietvertrag: Kann zur Rückforderung überhöhter Miete führen (BGH, Az. VIII ZR 33/18).
📝 Unvollständige Teilungserklärung: Anfechtung der Miteigentumsanteile in einer WEG möglich.
📊 Fehlerhafte Nebenkostenabrechnung: Widerspruchsrecht des Mieters (§ 556 BGB).
🛑 Abweichung im Kaufvertrag: Minderungsanspruch des Käufers (§ 434 BGB).
⚖️ Verstoß gegen MaBV: Abmahnung für Makler, Bauträger oder Verkäufer.

Tipp: Immer eine aktuelle Flächenberechnung durch einen Sachverständigen einholen!


💡 Tipps zur Optimierung der Flächenaufteilung:

Flächeneffizient planen: Offene Grundrisse reduzieren Verkehrsflächen.
Nischen nutzen: Z. B. für Einbauschränke oder Stauraum.
Mehrfachnutzung: Zimmer als Homeoffice und Gästezimmer kombinieren.
Balkone und Wintergärten: Erhöhen den Wert und die Wohnfläche.
Flexible Raumkonzepte: Durch Schiebetüren oder modulare Wände.
Wohnflächenmaximierung: Dachschrägen clever ausbauen.
Kellerräume aufwerten: Als Hobby- oder Arbeitsräume nutzbar machen.
Gemeinschaftsräume effizient nutzen: Wasch- und Trockenräume.


🧾 Relevanz der Flächenaufteilung für verschiedene Zielgruppen:

🏡 Zielgruppe 💡 Relevanz der Flächenaufteilung
🏘️ Eigentümer: Wertsteigerung, Verkaufsargument, optimale Nutzung.
💰 Kapitalanleger: Mietpreisermittlung, Renditeberechnung, Steuerliche AfA.
🏦 Banken: Grundlage für Finanzierungsentscheidungen und Beleihungswerte.
🧑‍⚖️ Gerichte: Relevant bei Mietstreitigkeiten und Abweichungen.
🧑‍💼 WEG-Verwalter: Basis für Hausgeldabrechnungen und Miteigentumsanteile.
🧑‍💼 Steuerberater: Relevanz für AfA und Werbungskostenberechnung.
💰 Vermieter: Grundlage für Mietpreisberechnungen.
🏢 Makler: Essentiell für korrekte Exposés und Verkaufsunterlagen.

🚀 Zukunftstrends bei der Flächenaufteilung:

🌿 Trend 💡 Beschreibung
🌞 Smart Living-Konzepte: Mehr multifunktionale Räume und Homeoffice-Bereiche.
🏙️ Mikroapartments: Effiziente Nutzung kleiner Flächen in Ballungszentren.
📊 Digitale Flächenplanung: BIM (Building Information Modeling) zur genauen Flächenberechnung.
🌿 Nachhaltige Flächennutzung: Mehr Gemeinschaftsflächen zur Reduktion der Wohnfläche pro Kopf.
🏠 Tiny Houses: Innovative Nutzung von Minimalflächen.
🚘 E-Mobilität: Mehr Flächen für E-Ladestationen in Tiefgaragen.
🧪 Variable Grundrisse: Modulare Raumkonzepte für unterschiedliche Nutzungen.
💡 Co-Living-Modelle: Mehr Gemeinschaftsräume, reduzierte Privatflächen.

📌 Fazit:

Die Flächenaufteilung ist ein zentraler Bestandteil jeder Immobilienbewertung und beeinflusst Mietpreise, Nebenkosten, Hausgeld und den Verkehrswert. Unterschiedliche Normen (WoFlV vs. DIN 277) haben direkte Auswirkungen auf die Flächenangaben.

Eine präzise Flächenberechnung schützt vor Rechtsstreitigkeiten, optimiert die Nutzung und erhöht den Marktwert der Immobilie. Besonders wichtig ist die korrekte Ausweisung der Wohnfläche in Mietverträgen, da Abweichungen über 10 % rechtliche Folgen haben können.

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