Herstellungskosten

Redaktion
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Definition:

Herstellungskosten sind die Gesamtkosten, die für die Schaffung eines Bauwerks oder einer baulichen Anlage notwendig sind. Sie beinhalten sämtliche Aufwendungen, die durch den Bauprozess entstehen, von der Planung über die Materialbeschaffung bis hin zur eigentlichen Bauausführung. Die Herstellungskosten sind ein maßgeblicher Faktor bei der Projektkalkulation und Finanzierung von Bauvorhaben und stellen eine der zentralen Bewertungsgrößen für Immobilien dar.

Die Herstellungskosten setzen sich aus verschiedenen Elementen zusammen und umfassen sowohl direkte als auch indirekte Kosten.

Bestandteile der Herstellungskosten:

Die Herstellungskosten eines Bauwerks setzen sich aus einer Vielzahl von Kostenarten zusammen, die in der Regel wie folgt unterteilt werden:

  1. Baukosten (Direktkosten):

    • Materialkosten: Dazu zählen alle Kosten, die für den Erwerb der Bau- und Rohmaterialien erforderlich sind, wie etwa Beton, Stahl, Ziegel, Dämmstoffe und Werkstoffe für die Innenausstattung (z. B. Bodenbeläge, Fliesen).
    • Lohnkosten: Diese Kosten umfassen die Arbeitszeit von Handwerkern, Bauarbeitern und Fachkräften wie Elektrikern, Sanitärinstallateuren oder Architekten, die direkt an der Ausführung des Projekts beteiligt sind.
    • Maschinen- und Geräteaufwendungen: Hierzu gehören die Kosten für die Nutzung von Maschinen und Geräten, die während des Bauprozesses verwendet werden, wie Kranfahrzeuge, Baumaschinen oder Spezialgeräte zur Materialbearbeitung.
  2. Neben- und Nebenkosten (Indirekte Kosten):

    • Planungskosten: Diese beinhalten die Honorare für Architekten, Ingenieure und Fachplaner, die für die Planung und die Erstellung der baurechtlichen Unterlagen verantwortlich sind.
    • Genehmigungsgebühren: Hierzu gehören alle Gebühren, die für die Baugenehmigung und andere notwendige behördliche Genehmigungen erforderlich sind.
    • Versicherungsbeiträge: Bauherren müssen häufig Versicherungen für Bauarbeiten abschließen, z. B. für Bauunfälle, Haftpflichtversicherungen oder Feuer- und Sturmschutz während der Bauphase.
  3. Kosten für unvorhergesehene Ausgaben:

    • Puffer für unvorhergesehene Kosten: Bauprojekte unterliegen häufig unvorhergesehenen Kostensteigerungen, wie Preissteigerungen für Materialien oder zusätzliche Arbeiten, die aufgrund unerwarteter Umstände erforderlich sind. Ein Teil der Herstellungskosten wird daher oft als Reserve eingeplant.
  4. Abschluss- und Übergabekosten:

    • Endabnahmen und Prüfungen: Kosten, die für die Endabnahme des Bauwerks durch die zuständigen Behörden anfallen. Hierzu gehören auch die Prüfungskosten von Gutachtern oder Zertifizierern.

Bedeutung der Herstellungskosten in der Immobilienwirtschaft:

Die Herstellungskosten sind ein entscheidender Faktor in der Immobilienbranche und spielen eine wesentliche Rolle bei der Kalkulation von Preisen, der Bewertung von Immobilien und der Rentabilitätsberechnung von Bauprojekten.

  • Kalkulation von Verkaufspreisen: Für Bauträger und Immobilienentwickler sind die Herstellungskosten die Basis für die Preisgestaltung beim Verkauf von Neubauten oder Eigentumswohnungen. Um sicherzustellen, dass das Projekt profitabel ist, müssen die Herstellungskosten mit den geplanten Verkaufspreisen und den Baukosten übereinstimmen.

  • Finanzierung und Kreditvergabe: Bei der Immobilienfinanzierung sind die Herstellungskosten entscheidend, da Banken und Finanzinstitute diese Informationen verwenden, um den Finanzierungsbedarf zu berechnen und die Kreditwürdigkeit des Bauherrn zu überprüfen. Die Höhe der Herstellungskosten ist auch ein Maßstab für die Rentabilität eines Projekts.

  • Bauplanung und -steuerung: Die präzise Ermittlung der Herstellungskosten ist ein wichtiger Bestandteil der Bauplanung und -steuerung. Eine detaillierte Kalkulation hilft, den Bauablauf zu koordinieren, den Kostenrahmen zu überwachen und potenzielle Überschreitungen frühzeitig zu erkennen.

  • Immobilienbewertung: Bei der Wertbestimmung von Immobilien werden die Herstellungskosten oft als Grundlage verwendet, um den Wert von Neubauten oder älteren Immobilien mit Renovierungsbedarf zu schätzen. Dies spielt eine Rolle bei der Festlegung von Mietpreisen und dem Wert von Investitionen.

Relevanz für verschiedene Zielgruppen:

  • Bauunternehmen: Für Bauunternehmen sind die Herstellungskosten die Grundlage für die Angebotskalkulation und die Kostenkontrolle während des Bauprozesses. Eine genaue Schätzung der Herstellungskosten ermöglicht es den Unternehmen, wettbewerbsfähig zu bleiben und gleichzeitig den Gewinn zu maximieren.

  • Immobilieninvestoren: Investoren, die in Neubauprojekte investieren, müssen die Herstellungskosten genau verstehen, um die Rentabilität des Projekts abzuschätzen. Eine zu hohe Kostenüberschreitung kann die Rentabilität erheblich verringern.

  • Bauherren und private Bauherren: Für private Bauherren ist es entscheidend, die Herstellungskosten eines Bauvorhabens zu kennen, da diese die Gesamtkosten des Projekts und den Bedarf an Fremdfinanzierung beeinflussen. Eine detaillierte Kostenübersicht hilft, unerwartete Kostensteigerungen zu vermeiden.

  • Banken und Finanzinstitute: Banken und Kreditgeber nutzen die Schätzung der Herstellungskosten, um Kredite zu bewilligen und die Kreditwürdigkeit des Bauherrn zu bewerten. Sie stellen sicher, dass die Finanzierung den Kostenrahmen des Projekts abdeckt und dass das Projekt realistisch und durchführbar ist.

Praktische Anwendung & Beispiele:

  • Beispiel 1 – Neubau eines Einfamilienhauses: Ein Bauherr plant den Bau eines Einfamilienhauses und erhält von einem Bauunternehmen eine detaillierte Aufstellung der Herstellungskosten. Diese umfassen Materialkosten für Ziegel, Dämmstoffe, Fenster, Lohnkosten für Handwerker und Planungskosten für Architekten. Auf dieser Basis kann der Bauherr die Finanzierung des Projekts bei einer Bank beantragen.

  • Beispiel 2 – Gewerbeimmobilienprojekt: Ein Immobilienentwickler möchte ein Bürogebäude errichten und kalkuliert die Herstellungskosten für das Projekt, indem er alle relevanten Kosten für den Bau, die Ausstattung und die Technik berücksichtigt. Diese Kalkulation ist entscheidend, um das Projekt zu finanzieren und einen positiven Return on Investment (ROI) zu gewährleisten.

  • Beispiel 3 – Renovierung eines Altbaus: Bei der Sanierung eines alten Gebäudes wird die Sanierungskostenanalyse durchgeführt, um die voraussichtlichen Herstellungskosten für die Wiederherstellung der Bausubstanz, die Installation moderner Heizungs- und Elektrosysteme und die Wiederherstellung des Fassadenschutzes abzuschätzen. Diese Information hilft dem Eigentümer, ein realistisches Budget aufzustellen.

Experten-Tipps & weiterführende Infos:

  1. Detaillierte Kostenaufstellung: Es ist ratsam, die Herstellungskosten so detailliert wie möglich zu kalkulieren und verschiedene Posten wie Unvorhergesehenes oder zusätzliche Sicherheitsreserven zu berücksichtigen. Eine präzise Schätzung hilft, Überschreitungen und finanzielle Engpässe zu vermeiden.

  2. Steuerliche Aspekte: Bestimmte Herstellungskosten können steuerlich absetzbar sein, insbesondere im Rahmen von Bauprojekte oder Renovierungen von Immobilien. Bauherren und Investoren sollten sich von einem Steuerberater über mögliche Steuervergünstigungen und -abzüge informieren.

  3. Kostenoptimierung: Durch die Wahl von kostengünstigen, aber effektiven Baumaterialien und durch das Verhandeln von Rabatten mit Lieferanten können Bauherren und Bauunternehmen die Herstellungskosten optimieren und den Gesamtpreis des Bauvorhabens senken.


Die Herstellungskosten sind ein grundlegender Bestandteil der Bauplanung und -finanzierung. Sie bestimmen nicht nur die Kosten eines Bauprojekts, sondern auch seine Rentabilität und die Finanzierungsmöglichkeiten. Eine genaue Kalkulation der Herstellungskosten ist entscheidend, um sicherzustellen

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