Brandschutzfenster

Brandschutzfenster 2025 – Neue Normen, Materialien und Anforderungen im Überblick

Der Brandschutz gehört zu den zentralen Sicherheitsaspekten moderner Gebäudeplanung. Fenster spielen dabei eine entscheidende Rolle: Sie sollen im Ernstfall Flammen, Hitze und Rauch zuverlässig aufhalten. Seit 2019 gelten in Europa neue, harmonisierte Normen für Brandschutzfenster und 2025 ist der Zeitpunkt, an dem alle Übergangsfristen endgültig ablaufen. Für Architekten, Bauherren und Facility Manager bedeutet das: neue Pflichten, neue Klassifizierungen und neue Materialtechnologien.

1. Europäische Harmonisierung: Was sich 2025 endgültig ändert

Mit dem Inkrafttreten der EN 16034 und EN 14351-1 wurde der Brandschutz europaweit vereinheitlicht. Die bisherigen deutschen Feuerwiderstandsklassen F30, F60, F90 werden für Außenanwendungen durch die europäische Klassifizierung nach DIN EN 13501-2 ersetzt. Statt F30 heißt es nun beispielsweise EI₂30 Sa C2 – also 30 Minuten Feuerwiderstand mit Rauchdichtheit (Sa) und selbstschließender Funktion (C2).

Die CE-Kennzeichnung hat das frühere Ü-Zeichen abgelöst und ist für Außenfenster verpflichtend. Innenfenster dürfen dagegen weiterhin nach nationalen Regeln (DIN 4102) zertifiziert werden.

Neue Kernpunkte in 2025:

  • CE-Kennzeichnung verpflichtend für Brandschutzfenster in Außenwänden
  • EI-Klassifizierung ersetzt F-Klassen (z. B. EI30 statt F30)
  • Verbindliche Leistungserklärung (DoP) nach EU-Bauproduktenverordnung
  • Regelmäßige Werkskontrollen durch notifizierte Stellen
  • Ü-Zeichen bleibt für Innenanwendungen und nationale Zulassungen gültig

Damit endet eine Übergangsphase, die 2016 begann. Seit 2. November 2019 gelten die neuen Regeln verbindlich, doch erst 2025 sind sie flächendeckend in Bauordnungen, Schulungen und Zertifizierungen verankert.

2. Was gilt für Neubauten und Bestandsgebäude?

In Neubauten müssen Brandschutzfenster von Anfang an den europäischen Normen entsprechen. Nur CE-gekennzeichnete Produkte mit EI-Klassifizierung dürfen in Außenwänden verbaut werden.

In Bestandsgebäuden gilt grundsätzlich Bestandsschutz. Alte Fenster dürfen weiterverwendet werden, solange keine wesentlichen Umbauten oder Nutzungsänderungen stattfinden. Bei Sanierungen oder Erweiterungen kann jedoch eine Anpassung an die aktuellen Standards erforderlich sein – das prüfen Behörden und Sachverständige im Einzelfall.

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AnwendungsbereichNorm / KennzeichnungBesonderheiten
Außenwände (Neubau)EN 16034 + EN 14351-1 (CE)EI-Klassifizierung verbindlich
Außenwände (Bestand)BestandsschutzAnpassung bei Umbau nötig
InnenwändeDIN 4102 (Ü-Zeichen)Nationale Zulassung weiterhin gültig
SonderbautenLBO / MVV TBEinzelfallprüfung erforderlich

3. Neue Klassifizierung: Von F30 zu EI30

Das neue Klassifizierungssystem ist präziser und europaweit einheitlich.

  • E = Raumabschluss: verhindert das Durchdringen von Flammen und heißen Gasen
  • I = Wärmedämmung: begrenzt die Temperatursteigerung auf der nicht beflammten Seite
  • S = Rauchdichtheit (Sa bei Raumtemperatur, S200 bei 200 °C)
  • C = Selbstschließende Funktion (z. B. C2 = 200.000 Zyklen getestet)

Beispiel:

EI₂30 Sa C2 = 30 Minuten Feuerwiderstand, Wärmedämmung, rauchdicht bei Raumtemperatur, selbstschließend.

Diese neue Terminologie ersetzt die alte deutsche F-Klassifizierung (F30 = EI30 usw.), gilt aber zunächst nur für Außenbauteile. Innenbauteile bleiben vorerst national geregelt.

4. Prüfverfahren und Zertifizierung

Brandschutzfenster unterliegen aufwändigen Tests durch notifizierte Prüfstellen wie das IFT Rosenheim oder die MFPA Leipzig. Diese Institute prüfen nach europaweit harmonisierten Verfahren, unter anderem:

  • Feuerwiderstandsprüfung (EN 1364-3)
  • Rauchdichtigkeitsprüfung (EN 1634-3)
  • Dauerfunktionsprüfung für selbstschließende Systeme
  • Thermische und mechanische Belastungstests

Hersteller müssen außerdem eine werkseigene Produktionskontrolle (WPK) nachweisen, die regelmäßig auditiert wird. Nur so erhalten sie das Zertifikat der Leistungsbeständigkeit (DoP) – Voraussetzung für das CE-Zeichen.

5. Materialien im Wandel: Von Stahl zu nachhaltigem Holz

Die größte Veränderung im Jahr 2025 betrifft die Materialtechnologien. Moderne Brandschutzfenster verbinden Sicherheit, Energieeffizienz und Design – ein Spagat, der lange als schwierig galt.

Brandschutzfenster aus Holz mit F30/F90-Zulassung: Nachhaltig und zertifiziert

Lange Zeit galt Holz als unvereinbar mit hohem Brandschutz. Doch neue Verfahren beweisen das Gegenteil: Brandschutzfenster aus Holz mit F30/F90-Zulassung erreichen heute Feuerwiderstandsklassen bis EI90 und erfüllen damit selbst anspruchsvollste Anforderungen.
Durch mehrschichtige Rahmenkonstruktionen, intumeszierende Dichtungen und spezielle Beschichtungen wird das Naturmaterial zu einem leistungsfähigen Bauelement im modernen Feuerschutz.

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Intumeszierende Lacke reagieren bei Hitze ab etwa 150 °C, schäumen auf und bilden eine isolierende Schutzschicht. In Kombination mit flammhemmenden Imprägnierungen entsteht eine mehrstufige Barriere, die Flammen und Rauchgase wirksam aufhält. So können auch Holzarten wie Eiche, Lärche oder Kiefer die hohen Anforderungen an Feuerwiderstand und Rauchdichtigkeit erfüllen.

Vorteile:

  • CO₂-neutraler Werkstoff mit exzellenter Umweltbilanz
  • Hervorragende Wärmedämmung (niedrige U-Werte)
  • Hochwertige Optik für sichtbare Holzarchitektur
  • Förderfähig bei nachhaltigen Bauprojekten

Bekannte Systeme wie ZEL-BS EI30 oder ZEL-BS EI60 zeigen, dass Holzfenster heute technisch mit Aluminium- oder Stahlprofilen konkurrieren können – bei deutlich besserer Ökobilanz.

Aluminium- und Stahlprofilsysteme

Metallrahmen bleiben Standard für große oder hochbelastete Konstruktionen.

  • Aluminiumprofile (z. B. Schüco AWS 70 FR 30) kombinieren EI30-Schutz mit Wärmedämmung und individueller Farbgestaltung.
  • Stahlprofile ermöglichen extrem schlanke Rahmen bei maximaler Stabilität – ideal für Industrie, Hochhäuser und Sonderbauten.

Intumeszente Verglasung

Das Herzstück moderner Systeme sind mehrschichtige Brandschutzgläser mit intumeszenten Zwischenschichten. Bei Hitze bilden sie eine opake, also undurchsichtige, Schaumschicht, die Flammen und Wärmestrahlung stoppt – bei normaler Temperatur bleiben sie glasklar und lichtdurchlässig.

Leistungsdaten:

  • Feuerwiderstand bis EI90
  • Lichttransmission bis 85 %
  • Kombinierbar mit Schallschutz, Sonnenschutz und Einbruchhemmung

6. Rauchschutz als integraler Bestandteil

Über 80 % aller Brandopfer sterben durch Rauch, nicht durch Flammen. Daher sind rauchdichte Fenster und Türen ein fester Bestandteil moderner Brandschutzkonzepte.

Die Klassifizierung Sa und S200 definiert, wie dicht ein Bauteil gegen Rauch ist:

  • Sa: Dicht bei Umgebungstemperatur (Pflicht in Deutschland)
  • S200: Dicht auch bei 200 °C – erhöhtes Sicherheitsniveau

Technisch wird das durch aufquellende (intumeszierende) Dichtungen und Spezialprofile erreicht. In Kombination mit automatischen Schließsystemen und Rauchmeldern entstehen ganzheitliche Schutzkonzepte.

Typische Kombinationslösungen

  • EI30-Fenster mit automatischen Rauchmeldern in Bürogebäuden
  • EI60-S200-Fenster mit Brandschutztüren in Krankenhäusern
  • F90-Systeme mit Brandabschnittstrennung in Industrieanlagen
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Nur regelmäßige Wartung stellt sicher, dass diese Systeme im Ernstfall funktionieren – mindestens zweimal jährlich ist eine Fachprüfung vorgeschrieben.

7. Kosten, Förderungen und Wirtschaftlichkeit

Brandschutzfenster sind Hightech-Produkte und sicherheitsrelevante Bauteile – entsprechend hoch sind die Anforderungen und Investitionen. 2025 bewegen sich die Kosten je nach Material und Klassifizierung in folgenden Bereichen:

MaterialEI30EI60EI90
Holz1.200–2.000 €1.800–2.800 €2.500–4.000 €
Aluminiumab 1.500 €1.900–3.200 €2.800–4.500 €
Stahlab 2.000 €2.400–3.800 €3.200–5.000 €

Hinzu kommen Montage, Zertifizierung und Wartungskosten (ca. 100 € pro Fenster und Prüfung). Über die Lebensdauer von 25–40 Jahren sind Brandschutzfenster jedoch äußerst langlebig und senken durch Energieeffizienz und Versicherungsvorteile die Gesamtkosten.

Fördermöglichkeiten

  • KfW-Programme für energieeffiziente Sanierung und Fenstertausch
  • Landesförderungen für denkmalgeschützte oder öffentliche Gebäude
  • Steuerliche Absetzbarkeit: 20 % der Handwerkerkosten (max. 1.200 €)

Eine frühzeitige Abstimmung mit Energieberatern und Brandschutzsachverständigen lohnt sich – insbesondere bei Projekten mit Nachhaltigkeitszertifizierung (DGNB, LEED, BREEAM).

8. Blick in die Zukunft: Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Die Zukunft des Brandschutzes ist digital, nachhaltig und vernetzt. Hersteller integrieren zunehmend Sensorik, die Wartungsintervalle automatisch meldet oder Zustandsdaten dokumentiert. Digitale Gebäudemodelle (BIM) binden Brandschutzfenster bereits in der Planungsphase ein, inklusive Zertifikate, Wartungshinweise und Lebenszyklusdaten.

Nachhaltigkeit wird zur zentralen Anforderung:

  • Holzsysteme mit CO₂-negativer Bilanz
  • Recycelbare Aluminiumprofile mit reduziertem Energieeinsatz
  • Energieeffiziente Verglasungen mit U-Werten < 1,0 W/(m²K)

Der Trend geht klar zu multifunktionalen Fenstersystemen, die Brandschutz, Rauchschutz, Wärmedämmung, Schallschutz und Einbruchhemmung kombinieren – ohne architektonische Kompromisse.

Fazit: Sicherheit trifft Nachhaltigkeit

Das Jahr 2025 markiert endgültig den Wandel zu einem europäisch einheitlichen Brandschutzsystem. Die CE-Kennzeichnung ist Standard, EI-Klassifizierungen ersetzen alte F-Bezeichnungen, und neue Materialien erweitern die Möglichkeiten in Architektur und Technik.

Holzbrandschutzfenster zeigen, dass Nachhaltigkeit und Sicherheit kein Widerspruch sind. Intelligente Verglasungen verbinden Schutz mit Transparenz und Energieeffizienz. Und integrierte Rauchschutzsysteme retten Leben, lange bevor Flammen sichtbar werden.

Für Bauherren und Planer bedeutet das:
➡ aktuelle Normen kennen,
➡ zertifizierte Systeme verwenden,
➡ Wartung und Dokumentation ernst nehmen.

So wird Brandschutz nicht nur zur Pflicht, sondern zum integralen Bestandteil moderner, nachhaltiger Architektur – und zum verlässlichen Schutz für Menschen und Werte.

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